Vor gut sechs Wochen kam einer unserer langjährigen Laserkunden mit einer ungewöhnlichen Bitte zu uns. Wir sollten Beschriftungsversuche auf diversen Werkzeugen vornehmen, weil der Kunde testen wollte, ob es sich für ihn lohnt, selber einen Laser zu kaufen. Ich schaute ihn zwar mit großen Augen an, aber bedankte mich für seine offene Darstellung der Situation. So wußten wir, woran wir sind.

Im Ranking unserer Geschäftsbereiche erkannten wir in den vergangenen Monaten bereits, dass die Lohnlaserbeschriftung hinterher hinkt. Der Dienstleistungssektor unterliegt zwar anderen Gesetzmäßigkeiten, aber das große Engagement der Mitarbeiter führte nicht dazu, dass wir neue Kunden akquirieren oder gute langjährige Kunden halten konnten. Denn in den vergangenen fünf Jahren hat sich der Markt rasant verändert.

Die Zeichen der Zeit richtig deuten

Lasermaschinen sind günstiger geworden und unsere Kunden müssen noch schneller ihre Produkte liefern, und die Losgrößen gehen runter bis auf ein Stück. Bedingt durch diese Faktoren kaufen sich Kunden mittlerweile selber Lasermaschinen. Die Dienstleistung der Laserbeschriftung war vor 20 Jahren technologisch hochwertig, doch heute sind unsere Wettbewerber soziale Einrichtungen, wie Behindertenwerkstätten. Und diese sozialen Träger kalkulieren mit ganz anderen Kosten.

„Wann ist die beste Zeit Schluß zu machen?“ – Diese Frage stellten wir uns in einem unserer Geschäftsleitungsmeetings. Nach reiflicher Überlegung und Analyse der Daten entschieden wir, nach 18 Jahren den Geschäftsbereich der Lohn-Laserbeschriftung im dritten Quartal 2019 einzustellen. Eine emotional harte Entscheidung, aber nicht die erste dieser Art bei der Bauer & Böcker GmbH & Co. 

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Lernen von Winzern

Schon 2014 haben wir nach knapp 80 Jahren die Rohrsteckschlüsselproduktion aufgegeben, weil dieses Produkt in Deutschland nicht mehr kostendeckend hergestellt werden konnte. Gleichzeitig haben wir festgestellt, wie viele Vorteile es bringt, wenn alte Zöpfe abgeschnitten werden – selbst wenn die Frage berechtigt ist: 

Warum einen Geschäftsbereich still legen, der (noch) Profit abwirft?

Ein Beispiel: Ein Winzer stutzt einige Triebe seiner Reben. Dadurch wird die Menge der zu erntenden Trauben und damit die Menge des Weins weniger. Allerdings sind die Trauben an den verbleibenden Ästen gehalt- und geschmackvoller. Mit so einem besonderen Wein kann sich der Winzer von der Masse abheben und am Markt ganz andere Preise erzielen.

LED-Arbeitsleuchten sind die höherwertigen Trauben

Diese Analogie auf unser Unternehmen übertragen bedeutet: Wenn wir im Durchschnitt 40 Stunden in der Woche arbeiten, lautet die Frage, mit welcher Arbeit wir die größte Wirkung am Markt erzielen. Wie lässt sich unser Potenzial der Produktionsfaktoren (Boden, Kapital, Arbeit und Wissen) am Besten einsetzen? Unsere Antwort: Wenn wir uns zunächst auf die Geschäftsbereiche LED-Arbeitsleuchten, Inspektionswerkzeuge und Magnettechnik konzentrieren.

Übrigens: Durch diese Entscheidung musste keiner unserer langjährigen Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Sie werden in den verbleibenden Bereichen eingesetzt. 

Zerstöre selbst, bevor es andere tun

Joseph Schumpeter hat den Prozess der Neuordnung von Produktionsfaktoren kreative Zerstörung genannt. Letztendlich geht es doch nur darum, welchen Nutzen das Unternehmen für seine Kunden bieten kann. Dort wo ein Ende ist, wächst ein neuer Trieb. 

Los geht’s, auf eine neue Entdeckungsreise!

Welches Gefühl erzeugt bei euch die Idee, mit etwas überholtem Schluss zu machen? Euch von etwas zu befreien, dass euch nur beschwert und hindert mit etwas Neuem durchzustarten?

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