„Ich nehme mir Kinder zum Vorbild, denn ich will noch ganz viel im Leben lernen.“
„Ich nehme mir Kinder zum Vorbild, denn ich will noch ganz viel im Leben lernen.“
Zugegeben: Sie musste ihren Vorstellungstext auswendig lernen, als sie um die Aufnahme bei den Wirtschaftsjunioren Remscheid kandidierte – so nervös war Inga Bauer damals. Gleichzeitig kam ihr ein Gedanke in den Sinn, der sie nicht so schnell losließ. Eines Tages, so die kühne Vorstellung, würde sie dieser Vereinigung vorsitzen.
Fünf Jahre später, pünktlich zur Jahrtausendwende, hatte sie nicht nur viel Selbstbewusstsein und zahlreiche Erfahrungen getankt, sondern tatsächlich ihr Ziel erreicht. Denn Inga Bauer hat nicht nur häufig neue Ideen, sie setzt sie auch mit großer Begeisterung um. Alles, bloß kein Stillstand.
„Wenn ich etwas wirklich will, dann ziehe ich das durch.“
Ein solch typischer Einfall kam ihr auch 2005 an einem sonnigen Nachmittag in Frankfurt am Main. Als Inga Bauer die Athleten eines Triathlons über die Ziellinie rennen sah, beschlich sie diese verrückte Idee: „Nächstes Jahr laufe auch ich über den roten Teppich am Römer.“ Gedacht, getan. Schon im nächsten Jahr zählte Inga auch zu den stolzen Teilnehmern des Ironman.
Dem ängstlichen, schüchternen Kind von früher, das sich im Hallenbad vor dem Weißen Hai fürchtete, hatte sicherlich niemand eine persönliche Bestzeit von elf Stunden und 24 Minuten zugetraut. Nach unzähligen Trainingsstunden und einigen weiteren Ausdauerwettbewerben war auch diese Angst überwunden. Sie hatte sich freigeschwommen.
„Je älter ich werde, desto mehr will ich wissen, was noch geht.“
Dazu beigetragen hat sicherlich auch ihr unbändiger Drang nach Weiterentwicklung – so baut sie nicht nur laufend ihre eigenen Fähigkeiten aus, sondern krempelt auch den elterlichen Metallverarbeitungsbetrieb gehörig um. Inspiriert vom Mindset des Silicon Valley, das schon lange auf ihrer Reise-Wunschliste stand, und der Arbeitsweise der Berliner Start-up-Szene, holte sie ein Stück modernes Unternehmertum in das Familienunternehmen nach Remscheid.
Sie befreite sich von dem anstrengenden Gedanken, Gefangene im eigenen Betrieb zu sein, und widmete sich stattdessen der Arbeit am Unternehmen. Dafür trennte sie sich kurzerhand nicht nur von der ältesten Produktionslinie, sondern auch von dem Glaubenssatz, dass im Betrieb nichts ohne sie laufe.
Das neue Selbstbild als Unternehmerin gab ihr den nötigen Freiraum, 2016 Remscheid zumindest teilweise den Rücken zu kehren. Sie wagte den Sprung ins kalte Wasser und zog nach Berlin, wo sie fast niemanden kannte. Seitdem genießt sie beide Welten: den Innovationsgeist in Berlin und das bodenständige Leben im Bergischen.
Die Erfahrungen, die sie dabei sammelte, gibt Inga Bauer heute an Unternehmer weiter, die auf der Suche nach ihrer ganz eigenen Innovationsstrategie sind.
Wenn sich Ingas Karussell rund um die agile Arbeitswelt, Digitalisierung, schnelle Autos und sportliche Bestleistungen mal wieder zu schnell dreht, ist sie sehr dankbar für ihren Rückzugsort. Gemeinsam mit ihrer Partnerin und ihrem spanischen Windhundmischling genießt sie dann die Natur oder reist mit Vorliebe an einen Ort, an dem die Sonne scheint und es warm ist.