Wie reagiert ihr auf das rasante Tempo, indem sich heute praktisch alles verändert? Mein Ansatz ist, durch viele kleine Tests den zukünftigen Weg für die Firma und mich zu finden. Die Folge? Durch das Ausprobieren zahlreicher Ideen ist das Scheitern vorprogrammiert. Ja, bei acht von zehn Ideen laufe ich gegen die Wand.  

Doch damit stehe ich nicht allein da. 

Scheitern als Zeichen von Schwäche

Es gibt ja verschiedene Methoden mit dem Scheitern umzugehen. Ich weiß nicht, wie ihr solche Erlebnisse verarbeitet, aber bei mir geht das grundsätzlich so: Wenn ich feststelle, dass meine Annahme falsch war, kann ich laut und ohne mich zu schämen sagen: „Ich habe mich geirrt!” Das liegt an meiner Einstellung, dass ich mir erst einmal dafür auf die Schulter klopfe, dass ich etwas Neues versucht habe. Aber diese Einstellung trifft oftmals auf Unverständnis.

Wenn ich mit Unternehmerkollegen aus der „Old Economy” über Misserfolge oder Fehleinschätzungen sprechen möchte, dann gestaltet sich das schwierig. Ich habe den Eindruck, als wenn diese Generation das Eingestehen von Fehlern gleichsetzt mit Schwäche zeigen – oder eine verwundbare Stelle offen legen. Deswegen spricht „man“ in traditionellen Unternehmerkreisen lieber über Erfolge – und die bekommen leicht Flügel … 

„Fuck up Nights“ zur Feier des Scheiterns

Doch diejenigen, die nichts Neues unternehmen, die sich damit rühmen keine Fehler gemacht zu haben, die ihre Zeit damit verbringen, Mauern um ihr Geschäftsmodell zu ziehen, werden in den Zeiten des rasanten Wandels früher oder später ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Das wissen nur wenige besser als die Gründer aus der „New Economy“. 

Denn in der Start-up Szene lautet das Motto: Fail often and fail fast!

Grundsätzlich stimme ich dem zu: Vieles austesten, oft und schnell scheitern – dafür aber den einen oder anderen Treffer laden. Allerdings missfällt mir, dass dieser Ansatz unter jungen Leuten exzessiv zum Hype erklärt wird. Auf „Fuck up Nights” übertrumpfen sich die Generationen Y und Z, wer grandioser gescheitert ist. 

Scheitern hinterlässt Narben

Bei dieser Art des Scheitern wird meistens viel Geld verbrannt – und ganz oft handelt es sich bei genauerem Hinsehen um echte Schicksalsschläge. Denn da haben sich Menschen total verkalkuliert und sind mit Pauken und Trompeten in den Abgrund gestürzt, ohne etwas zu merken. Ich weiß, hinter diesem vermeintlich triumphalem Scheitern verbergen sich schmerzhafte Wunden. Und es bleiben Narben zurück. Deshalb habe ich meinen eigenen Ansatz des Scheiterns entwickelt.

“Scheitern ist nicht das Gegenteil von Erfolg – es ist ein Teil des Erfolgs.” Thomas A. Edison

Weil Scheitern genauso zum Leben dazu gehört wie gewinnen, ist mein Motto in unserem über 80 Jahre alten Unternehmen kleine Testballons mit überschaubarem Budget und Risiko steigen zu lassen, um anschließend zu sehen, was funktioniert und was nicht. Ein aus heutiger Sicht gescheiterter Ausflug war bei uns der Geschäftsbereich RSQ-ID – die Beschriftung von Silikonarmbändern und -ringen mit Notfalldaten.

Ende mit Learning

Immer wieder haben wir in unserem Team überlegt, was wir an dem Geschäftsmodell verändern können, um es auf profitable Beine zu stellen: Von einer breiten Zielgruppe haben wir uns später auf Reiter, Hundebesitzer und Radfahrer spezialisiert. Wir haben eine Optimierung der Webseite und des Konfigurators vorgenommen. Wir haben Facebook als Werbemittel eingesetzt und und und … 

Nachdem alles nicht in den gewünschten Erfolg brachte, trafen wir nach sechs Jahren die Entscheidung, ein klares Ende zu definieren und nicht weiter Energie, Zeit und Geld in dieses Projekt zu stecken. Unser Learning daraus? 

Eine neue Chance kommt 

Wir haben die Kosten unterschätzt, die für die Neukundengewinnung nötig sind. Wir waren in einem für uns unbekannten Markt unterwegs, der sich von der Metallverarbeitung und des Produktionsverbindungshandel unterscheidet und andere Mechanismen und Gesetze hat.

Auch aus dieser Erfahrung weiß ich, dass ich am meisten aus meinen Niederlagen gelernt habe. Inne halten, den Schmerz zulassen, nachdenken, sich fragen: Welche Annahme war falsch? Was habe ich falsch eingeschätzt? Und vor allen Dingen: Was werde ich das nächste Mal anders machen? 

Wann seit ihr das letzte Mal gescheitert, wie habt ihr dieses Scheitern verarbeitet und was war euer Learning daraus? 

Wir haben in den meisten Fällen, die große Chance alles zu verbessern.

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