Welche Learnings können wir aus der Corona Krise ziehen? Was läuft hier gehörig falsch und wie können wir neu durchstarten?

Ein Rückblick:

Für viele Unternehmer gilt das Allheilmittel, um sich in den Märkten zu behaupten, müssen wir wachsen, koste es was es wolle. Die Banken und die Finanzpolitik schürten dieses Feuer mit billigem Geld, was das Wachsen erleichterte und die Unternehmer im strahlenden Licht da stehen ließ. Bei wirtschaftlichen Treffen mit anderen Unternehmern fiel mir oft schmunzelnd auf, wer nun alles zu den deutschen Weltmarktführern zählt und wie klein und unverzichtbar diese selbstgeschaffene Nische war. 

Und jetzt keine 6 Wochen nach Beendigung des längsten Wirtschaftswachstums, stellen wir fest, dass die Kernprodukte der deutschen Wirtschaft wie Bekleidung aus der Vorjahressaison kaum Nachfrage findet. Auch unsere Produkte sind betroffen: LED Arbeits- und Maschinenbeleuchtung werden in von Kurzarbeit betroffenen Werken nicht benötigt. Inspektionswerkzeuge für die Wartung von Flugzeugen liegen nutzlos und verschlossen in Werkzeugwagen.

Die guten Zeiten einfach nach vorne projiziert

Oft ist die Kreditgewährung an die Hoffnung gebunden, dass die guten Jahre aus der Vergangenheit in die Zukunft übertragen werden. Jeder Unternehmer, jeder wirtschaftlich gebildete Mensch weiß, dass die Wirtschaft in Zyklen verläuft. Die Krise war also schon seit langem überfällig. Die Redewendung von Nina Ruge “alles wird gut” passt nicht in das Vokabular des verantwortlichen Gestalters unserer Zeit.

Kennt Ihr den Marshmallow-Test? Daran muss ich in diesem Zusammenhang gerade denken. Kinder werden mit einem Marshmallow in einem Zimmer allein gelassen. Es wird ihnen gesagt, dass sie zwei Marshmallows nach der Rückkehr bekommen wenn sie den Marshmallow auf dem Tisch nicht essen. Stellen wir uns nun in dem Video anstelle der Kinder Unternehmenslenker vor, die der Versuchung des billigen Geldes nicht widerstehen können und schnell wachsen und Ruhm kassieren wollen. Wo sind die Prinzipien des ehrbaren Kaufmanns geblieben?

Die Lage ist ernst, nehmen Sie es ernst:

Diese Aussage der Kanzlerin unterstreiche ich, allerdings geht es mir um etwas anderes dabei. Seit Jahren greift die Politik immer stärker in die Finanz- und Wirtschaftswelt ein. Es werden Symptome behandelt aber nicht die Ursache. Allerdings läßt sich so ein komplexes System nicht mit einfachen Mitteln wie Geld drucken und Geld in Form von Rettungspaketen verschenken, reparieren. Selbst in einem Start-up durchlaufen alle Veränderungen am Produkt zig Itterationsschleifen. Jetzt gibt es kurzfristige Hilfen, die nicht durchdacht sind und deren Konsequenzen nicht durchgespielt wurden. Zombie Unternehmen, die ohnehin nur durch billiges Geld am Leben bleiben, können so noch weiter „unser“ Geld vernichten.

Warum dürfen in unserer humanen Welt Systeme weiter leben, die eigentlich nicht überlebensfähig sind? Warum kann von uns als Menschen nicht erwartet werden, dass wir den Gürtel einfach enger schnallen müssen, dass die Party vorbei ist? Das gerade durchgeführte Finanz-Experiment ist hochriskant und irgendjemand muss später die Rechnung bezahlen. Wer wird das wohl sein?

Fazit: 

Vor Corona war unser System schon krank. Falsche wirtschafts- und finanzpolitische Entscheidungen hielten es am Leben. Eine Maßlosigkeit zu Wachstum auf Kredit sorgte für hohe Beschäftigung und freudigen Konsum. Irgendwann müssen wir den Preis dafür zahlen. Gerade hat er sich nochmal dramatisch erhöht durch die zahllosen Rettungspakete, die uns vormachen wollen, dass wir bald zu unserem gewohnten Leben zurück kehren. 

Wir sind Zeugen einer der spannendsten Weltenzeiten. Die Spielkarten werden neu gemischt. Jedem bietet sich die Möglichkeit, aus der Summe des Wissens und vor allem des eigenen Mindsets mitzugestalten. Verkrustete Strukturen werden aufgebrochen und die großen Chancen warten auf die fleißigen, veränderungsfreudigen und schnellen UnternehmerInnen! Seid Ihr dabei?

2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Liebe Inga,
    es macht mir immer Spass deine Blogs zu lesen, aber dieser ist mir etwas unkonkret.
    Wen meinst du mit Zombieuntermehnen?
    Und…..manche Leute können den Gürtel nicht mehr enger schnallen.
    Unsere Gesellschaft sieht in dem Wirtschaftswachstum, den immer schneller werdenden Märkten die Grundlage für einen Kapitalismus in unserem Land, der auf Kosten der ärmeren Menschen ,bzw. Länder lebt. Unser Reichtum ist deren Armut……soviel kann ich gar nicht schreiben was mir alles dazu einfällt.
    Die Politik (vor allem die FDP mit ihrer Klientelpolitik )kann diese Gier (s. VW Manager) nicht mehr für den Bürger nachvollziehbar stoppen. Die Schere wird weiter auseinandergehen. Und wie du zu Recht schreibst, das System war schon vorher krank, Corona legt vielleicht zur Zeit verstärkt den Zeigefinger auf diese Schwachstellen. (Stichwort Digitalisierung an Schulen). Man muss sich nur mal die Klos in den Schulen anschauen, da sieht man wo das Geld nicht hingeflossen ist.
    Ich könnt noch soviel sagen, liebe Inga aber ich mach mal Schluss liebe Grüße von Monika

    Antworten
    • ingabauer
      29. Mai 2020 7:09

      Liebe Monika,
      ich freue mich sehr, dass Du so eine eifrige Leserin meines Blogs bist. Vielen Dank für Dein Interesse!
      In diesem Blogbeitrag geht es mir, um die kritische Betrachtung wie Unternehmen und Staaten auf pump leben. Das Eis auf dem wir stehen wird immer dünner. Gerade durch diese Überschuldung gibt es die Erfindung der negativen Zinsen. Das Geld der Sparer wird immer weniger wert und die Kredite entschulden sich durch die Zeit.
      Zombiunternehmen sind Unternehmen, die nur durch billiges Geld am Leben bleiben, die ohne Finanzspritzen längst pleite wären, die man aber nicht pleite gehen lässt.
      Was ich nicht so sehe, ist dass zwangsläufig der Reichtum der einen die Armut der anderen ist. Nach meinem Verständnis gibt es Systeme, u.a. der Kapitalismus, nach deren Regeln wir leben. Wer die Regeln am besten versteht und danach handelt steht auf der Seite der Gewinner.
      In meinem Blogbeitrag https://ingabauer.com/als-unternehmer-dreimal-verdienen/ habe ich eines dieser Systeme beschrieben. Ich investiere in mein Unternehmen, ich übernehme Verantwortung mit allen Risiken die damit verbunden sind. Ich dachte lange Zeit, dass viele Menschen Unternehmer sein wollen wenn sie die Chance dazu erhalten. Aber das ist nicht so. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele einen gut dotierten Managerposten haben möchte aber nicht mit Haut und Haaren dafür gerade stehen möchten, wenn etwas schief geht. Ich sage immer gerne, dass ich bei den ganzen Verordnungen und Gesetzen immer mit einem Fuß im Gefängnis stehe.
      Was Du über die Situation in Schulen schreibst ist vollkommen wahr. Gerade in der Krise werden die Schwachstellen im Gesundheitswesen, in der Pflege in den Schulen sehr deutlich. Es braucht Menschen, die sich über einen 9 to 5 Job hinaus engagieren.
      Ich würde mich freuen, wenn wir diese Themen bei einem physischen Treffen nach Corona vertiefen.
      Alles Gute!

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